Das Geschäft mit Goldstaub aus Afrika – ein bekanntes Scam-Thema

Scam ist eine Form von Betrug – breitere Bekanntheit dieser Betrugsform hat die sogenannte Nigeria-Connection: offensichtlich haben schon so viele Menschen Emails erhalten mit dem Vorschlag, ein Erbe ausser Landes zu schaffen, dass sich diese Form des Scams weit genug herumgesprochen hat, um kaum jemandem mehr zu schaden.

Goldstaub oder Goldpulver aus Afrika ist dagegen noch unbekannter, auch weil diese Form des Betrugs sich auf Unternehmen und Geschäftsleute beschränkt, die im Falle eines vollzogenen Betrugs nichts veröffentlichen würden, sondern das Geld einfach abschreiben.

Wie funktioniert nun diese Masche mit dem Goldstaub oder Goldnuggets?

Zunächst werden europäische Geschäftsleute kontaktiert, mit denen am günstigsten bereits Geschäfte irgendwelcher Art über einen Mittelsmann oder Bekannten gemacht wurden. Diesen Geschäftsleuten wird dann das „Problem“ geschildert: es ist Gold in verschiedener Reinheit und unterschiedlicher Form vorhanden und dieses muss raffiniert bzw. geschieden werden. Dafür seien doch die technischen Möglichkeiten im Lande begrenzt oder man könnte es aus anderen Gründen dem Geschäftspartner zur Goldscheidung anbieten.

Es werden dafür Proben vorgelegt, die manchmal sogar vor Ort für den Geschäftspartner eingeschmolzen werden, damit er diese mitnehmen und prüfen kann. Diese Proben aus Goldkörnern oder Goldstaub haben nach Aussage der afrikanischen Seite 90-98 % Reinheit und könnten nur nicht am Welthandel teilnehmen, weil die Reinheit von 99,9% nicht erreicht wurde und die Form nicht stimmt (Goldbarren, zertifiziert zum Handel). Tatsächlich haben diese Proben, die üblicherweise bei 30-100g liegen, die versprochene Reinheit und könnten somit problemlos in einem Scheidbetrieb weiter aufgearbeitet werden.

Nun sucht sich ein Geschäftspartner aus Europa natürlich eine Scheideanstalt oder einen Geschäftskontakt aus, der diese Tätigkeit für das Material übernimmt. Meist trifft es im Edelmetall-Handel völlig unerfahrene Geschäftsleute, die sich dann über Monate dieser Gelegenheit annehmen und Preise im Goldhandel vergleichen, den Börsenkurs des Goldes beobachten, Sondierungsgespräche mit Scheideanstalten oder anderen technischen Prüfgesellschaften führen, etc.pp.

Zu Opfern werden gerade Geschäftsleute, die ihrem eigenen Urteil vertrauen und keine erfahrenen Partner haben. Im Hinterkopf bildet sich bei diesem Geschäftsvorschlag sofort ein Konglomerat aus verschiedensten Ansichten:

  • Gold ist ein Rohstoff und kann genauso gehandelt werden wie Kupfer, Zink, Eisen.
  • Gold wird in Afrika produziert – man hat also die Möglichkeit, eine neues Geschäftsfeld mit direktem Zugriff auf das Material einzurichten.
  • Möglicherweise bestanden tatsächlich schon Geschäftskontakte in den schwarzen Kontinent und man hat Handelspartner, denen man vertraut.
  • Außerdem ist es normal bei dieser Form von Scam, das Vertrauen des europäischen Partners auf vielfältige Weise zu gewinnen: Gesprächspartner stellen sich mit hohen Positionen aus der Landesregierung vor, es sollen verschiedenartige Investitionen in Prüftechnik, eigens Neugründungen von Unternehmen im Land, etc. vorgenommen werden.
  • Oft gibt es auch einen Ansatz von Entwicklungshilfe bei diesem Thema. Die afrikanischen Gesprächspartner können natürlich auf die sichtbare Armut vor Ort hinweisen und glaubwürdig argumentieren, dass etwas Hilfe, verbunden mit einer möglichen Gelegenheit, Gold günstig zu kaufen, doch der ganzen Region nützen würde.
  • Die versprochenen Handelsmengen liegen oft bei 20-50kg Goldstaub pro Monat, die der europäische Partner abnehmen soll: beim Umrechnen in den Handelskurs kommen also schnell Beträge zustande, die relevante Umsätze machbar erscheinen lassen.
  • Häufig werden für die Sondierungsgespräche Reisen unternommen und auch vor Ort in Afrika vielfältige Kontakte unterhalten, die sich gegenseitig unterstützen. Es ist für einen europäischen Handelspartner deshalb wirklich nicht einfach, dieses neue Geschäftsfeld zu untersuchen, ohne auf die Gewitztheit der Betrüger hereinzufallen.
  • Auch wenn er einen gewissen kriminellen Hintergrund zur Herkunft des Goldstaubs vermutet, kann er diesen selbstverständlich nicht beweisen und muss sich entscheiden, ob er tatsächlich bei diesem Spiel mitmachen möchte – wenn auch nur, um vielleicht kurzfristig Gewinne abzuschöpfen. Dass er selbst das geplante Opfer sein könnte – auf diesen Gedanken kommt er wohl nur nebenbei. Außerdem gehört doch zu jedem neuen Geschäftsfeld ein gewisses Risiko…

Selbst wenn ein Geschäftspartner sich umfassend informieren will und bei verschiedenen edelmetall-verarbeitenden Unternehmen anfragt, stößt er häufig in Deutschland mit seinen Nachfragen auf Schweigen.

Deshalb hier für diejenigen, die sich derzeit damit beschäftigen:

Es gibt für eine Minengesellschaft, die Gold schürft, keine Veranlassung, das Material unraffiniert ausser Landes zu lassen. Gold kommt nicht in Säcken mit Goldstaub daher, sondern es wird im Land soweit aufbereitet, bis es handelsfähig ist. Minengesellschaften haben auch in Afrika selbstverständlich die Möglichkeit, ihr Rohmaterial soweit aufzuarbeiten, dass es internationalen Handelsgepflogenheiten entspricht. Sie unterhalten außerdem geeignete Maßnahmen, um sicherzustellen, dass kein Material unbefugt entnommen wird. Es gibt Scheideanstalten im Land, die die gleichen Arbeiten vornehmen können wie in Europa – und sogar günstiger sind.

Es gibt also tatsächlich auf dem Markt keinen Goldstaub! Wirklich nicht! Ganz ehrlich!

Die Proben sind nur zum Anlocken eines Gesprächspartners. Sie müssen üblicherweise bereits gekauft werden – und zwar zum Marktpreis für verarbeitetes Gold. Auch hier gibt es keine Preisnachlässe, die eine Einfuhr nach Deutschland rechtfertigen würden. Woher sollten diese auch kommen? Der afrikanische Geschäftspartner musste dieses Gold nämlich selbst kaufen. Im Klartext: bereits diese Proben sind zu teuer, um sie als Handelsgut mit Gewinnmarge zu verkaufen. Es sei denn, der Preis ist in der Zwischenzeit gerade entsprechend gestiegen. Dann aber haben Sie eben spekuliert – nicht gehandelt.

Und der Grund, weshalb keine Scheideanstalt mit Ihnen darüber sprechen will, ist:
Es kommen zu viele Anfragen, die alle furchtbar viel Zeit kosten und nichts einbringen.

Wenn Sie bereits solche Proben gekauft haben und sich fragen, wo denn nun der Betrug stattfindet:

Sie werden bei einer größeren Abnahme-Menge kein Gold mehr erhalten. Dafür werden Sie aber bereits 100 – 200.000,00 Euro bezahlt haben und dann auf einer Menge Messing-Pulver sitzen, das genauso aussieht wie das Probenmaterial. Oder das Material kommt nie an. Bei jedem Transport sind genügend Stellen involviert, die geschmiert werden können oder direkt beteiligt sind. Möglicherweise reicht der Kontaktperson aber auch schon die Vorabüberweisung von Transportkosten für das Probenmaterial, das schon gar nicht mehr geliefert wird. Dann sind Sie billig davon gekommen…

Seien Sie deshalb gewarnt, wenn deutsche Geschäftspartner bei solchen Anfragen wenig auskunftsfreudig sind.

Weitere Formen dieses Scams:

  • Goldstaub/Goldpulver oder Goldkörner/Goldnuggets aus dem russischen Raum, ursprünglich wiederum aus Afrika stammend
  • Goldproben aus Äthiopien, spätere Abnahme von Mengen bis 50kg pro Monat
  • Vorraffinierte Waren unterschiedlicher Körnung in der Probe, spätere Abnahmen ab 10kg pro Monat
  • Herkunft allgemein aus Afrika, z.b. Ghana, Mali, Burkina Faso, oder mit Sitz einer Vermittlerstelle in Belgien
  • Anfragen zu Goldstaub / Golddust mit 22 Karat oder mehr, Proben müssen untersucht werden
  • Anfrage für Aufarbeitungskosten von Goldstaub
  • Anfrage für das Schmelzen von Goldstaub oder Goldnuggets / Goldkörnern unterschiedlicher Reinheit
  • Anfrage für die Aufarbeitung von Goldstaub und Nuggets zu handelsfähigen Goldbarren
  • Vermittlung oder Investor gesucht für den Import von Gold aus Westafrika
  • Typisch sind die großen Mengen (bis zu hunderten von Kilo), die im späteren Verlauf angekauft werden sollen
  • Weitere Informationen sind im Internet verfügbar, wenn man das Stichwort Betrug oder Scam dazu nimmt. Denn die Geschäftsmöglichkeiten des Internets werden natürlich von den Betrügern ebenfalls genutzt. Nur mit dem Stichwort Goldstaub /Gold Dust erhält man seitenweise Treffer, die das Thema zu einem normalen afrikanischen Handelsgut werden lassen.

2 Gedanken zu „Das Geschäft mit Goldstaub aus Afrika – ein bekanntes Scam-Thema

  1. Ich hätte da einige Briefkasten zu verkaufen im Anhang zu einer Strassenbahn. Ist da jemand interessiert ???

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